Andrea Büttner, Untitled (Monobloc), 2010–2013 (Detail) © Andrea Büttner. Bildbeschreibung: In der linken Bildmitte steht auf einem Kopfsteinpflaster ein kleiner Tisch, an den vier Plastikstühle herangeschoben sind. In der oberen rechten Ecke sind Ansätze zweier Autos zu erkennen.
Andrea Büttner, Untitled (Monobloc), 2010–2013 (Detail) © Andrea Büttner. Bildbeschreibung: In der linken Bildmitte steht auf einem Kopfsteinpflaster ein kleiner Tisch, an den vier Plastikstühle herangeschoben sind. In der oberen rechten Ecke sind Ansätze zweier Autos zu erkennen.

Andrea Büttner

Andrea Büttner (*1972) setzt sich in ihrem künstlerischen Werk mit dem Thema Armut auseinander. Im MMK Zollamt greift sie dieses Thema unter anderem in Form von Texten und Fotografie auf.

Das Motiv der gedeckten Tafel erinnert an Refektorien, Kantinen und Armenspeisungen. Die Tafel ist jedoch nicht nur als Esstisch zu verstehen, sondern auch als Bild- und Informationsträger. In diesem Sinn verwendet die Künstlerin den Tisch als Display und arrangiert darauf Fotografien und Texte, in denen beispielsweise tradierte Vorstellungen von „arm” und „reich” neu verhandelt und Bedingungen von künstlerischer Produktion thematisiert werden. Büttners Interesse gilt insbesondere den „little works”, kleinen, zunächst unscheinbaren Arbeiten, die aus einer politischen oder ökonomischen Notlage heraus entstehen, dies jedoch nicht explizit thematisieren. In einer Vitrine werden bemalte Kieselsteine von verschiedenen Künstlern gezeigt, unter anderem von Salvador Dalí und der Nachguss einer Kieselsteinplastik von Kurt Schwitters, die 1944/47 im Exil entstanden ist. An einem Abend während des Ausstellungszeitraums wird ein Symposium in Form eines Gastmahls stattfinden. Tischreden über Geld und Poesie, über Armutsvorstellungen im Judentum und Christentum sowie über Entlohnung von künstlerischer Arbeit und Verteilungskonflikte von Nahrungsmitteln werden anschließend als Soundinstallation in die Ausstellung integriert. Für dieses Essen hat Andrea Büttner die Künstlerin und Food-Aktivistin Claire Pentecost eingeladen, um bezugnehmend auf die kunsthistorische Bedeutung der „Eat Art” der 1960er-Jahre ein thematisches Menü zu Vorstellungen von „arm” und „reich” zu konzipieren. Dieses Abendessen ist Teil einer Veranstaltungsreihe, die in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum anlässlich der Ausstellung „Juden. Geld. Eine Vorstellung.“ (25. April – 6. Oktober 2013) stattfinden wird. Ergänzt wird die Rauminstallation im MMK Zollamt durch Druckgrafiken von Büttner und ihre Videoarbeit „Minerva”, die sie 2011 in Texas entwickelte. Der Titel entspricht nicht nur dem Namen der Protagonistin, einer amerikanischen Supermarktkassiererin, sondern spielt auch auf die römische Göttin des Handels an. Zudem entstanden für die Ausstellung zwei neue „fabric paintings”, vergleichbar mit den Arbeiten der Künstlerin auf der Documenta 13, die aus Stoff für Arbeitsuniformen gefertigt sind. Mit ihrem konzeptionellen Ansatz steht Andrea Büttner in der Tradition von Künstlern wie Martin Kippenberger, Rosemarie Trockel oder Hanne Darboven. Durch ihre Formensprache verleiht sie sowohl den Themen als auch dem Konzeptionellen ihrer Arbeit eine eindringliche Aktualität. Der Eintritt in das MMK Zollamt ist während der Ausstellungsdauer frei.

Zur Ausstellung erscheint eine Edition in limitierter Auflage. Auflage: 25, Preis 450 Euro. Im Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln erscheint in Zusammenarbeit mit MK Gallery, Milton Keynes, England eine Publikation. Sie enthält Beiträge von Lars Bang Larsen, Chus Martinez und Richard Birkett, sowie ein Gespräch zwischen Andrea Büttner, Nikolaus Hirsch und Hans Ulrich Obrist (Seiten: 320, Preis: 29,80 Euro). Die Ausstellung ist eine Kooperation mit MK Gallery, Milton Keynes, England und wird gefördert von der Jürgen Ponto-Stiftung zur Förderung junger Künstler sowie vom Kooperationspool der Stadt Frankfurt am Main.

Ausstellung

16. Februar — 21. April 2013

ZOLLAMTMMK

Domstraße 3
60311 Frankfurt am Main


mmk@stadt-frankfurt.de
+49 69 212 30447

Publikationen