Als erste große Museumsausstellung in Deutschland seit vielen Jahren, zeigt das MMK Musem für Moderne Kunst 60 Arbeiten von Bernard Buffet (1928 – 1999) aus sechs Jahrzehnten seines künstlerischen Schaffens. Die Ausstellung widmet sich einem Künstler, der einst als einer der bedeutendsten Maler in Frankreich und legitimer Nachfolger Picassos gefeiert wurde.
Als „Maler des Existenzialismus“ und Bildgeber der Nachkriegsbefindlichkeit, erreichten Buffets Arbeiten eine visuelle Präsenz und Bekanntheit in Westeuropa, wie seither kaum Werke eines anderen Künstlers. Auf diese enorme Popularität in den 50er und 60er Jahren folgte eine ebenso entschiedene Zurückweisung seitens der Kritik und der institutionellen Kunstwelt. Die Heftigkeit mit der dies geschah, legt es nahe, Buffet als einen Verdrängten und nicht als einen Vergessenen zu sehen. Das Wissen über sein Werk basiert auf wenigen Motiven, die sich durch ihre massenhafte Verbreitung und Popularität umso tiefer in die Erinnerung eingegraben haben. Dieser punktuellen Kenntnis stehen die schier unendliche motivische Bandbreite seines Schaffens und seine enorme Produktivität gegenüber.
Mit einem über Jahrzehnte nur wenig variierenden Stil, der in neueren Kritiken mit den Begriffen „geronnen“, „gefroren“ und „kalt“ charakterisiert wird, verwandelte Bernard Buffet jeden erdenklichen Themenbereich – ob gewaltig oder banal – in Malerei. Werkserien zu der Leidensgeschichte Christi, zu Dantes „Göttlicher Komödie“ oder zum Themenbereich des Todes, sind genauso zu finden, wie Stadtansichten, Affen und Automobile. Durch seinen unverkennbaren Stil avancierte Bernard Buffet zu einem Markenzeichen, das auch in seiner exaltierten Signatur seinen Ausdruck fand. Bernard Buffet bezeichnete sich ganz vehement als Maler und nicht als Künstler. Kunst ohne Anbindung an eine handwerkliche Fähigkeit und Meisterschaft erschien ihm als Scharlatanerie. Dieses traditionelle Kunst- und Selbstverständnis setzt ihn auch von der ihn umgebenden Malerei des ausgehenden 20. Jahrhunderts ab, die sich nicht selten mit den Mitteln der Ironie zu retten suchte. Im Unterschied hierzu, malte Buffet jenseits eines ironischen Vorbehalts. An der Figuration und an den tradierten Sujets der Malereigeschichte festzuhalten, wurde – auch im Hinblick auf den ökonomischen Erfolg – als Konservatismus bzw. Reaktion betrachtet. Mit seinem konsequenten Beibehalten des einmal eingeschlagenen Weges, setzte er sich der Kritik und dem Kitschvorwurf aus. Sein Malstil wurde von den Einen als anachronistisch und repetitiv verworfen, während die Anderen in Buffets Produktions- und Rezeptionsstrategien einen Vorläufer der Pop Art erkannten. Die serielle Entwicklung seiner Motive, der enorme Umfang seiner Produktion und die massenhafte Verbreitung von Reproduktionen lassen ihn als einen Geistesverwandten Warhols erscheinen, der Buffet als seinen Lieblingskünstler und den „letzten berühmten Maler“ bezeichnete.
Die Ausstellung im MMK präsentiert ein breites Spektrum des polarisierenden Werks und stellt es erneut zur Diskussion. Neben außerordentlichen Werken der Frühzeit, beispielsweise einer berühmten, großformatigen Kreuzigung, werden vor allem Beispiele aus den für Buffet so charakteristischen Serien gezeigt: „L'horreur de la guerre“ von 1954, „Le Cirque“ von 1955, vier Gemälde der Serie „L’Automobile“ von 1984 und der vollständige Jules Verne-Zyklus „Vingt mille lieues sous les mers“ von 1989.
Zur Ausstellung ist ein Katalog in deutscher, französischer und englischer Sprache erschienen.