Ausstellungsansicht Dayanita Singh, Go Away Closer 2014, © Dayanita Singh, Foto: Axel Schneider. Bildbeschreibung: An einer weißen Wand hängen acht schmale längliche Holzkästen, die Regalen ähneln. In diesen asymmetrisch angeordneten Kästen befinden sich unterschiedlich lange schwarz-weiß bedruckte Leporellos.
Ausstellungsansicht Dayanita Singh, Go Away Closer 2014, © Dayanita Singh, Foto: Axel Schneider. Bildbeschreibung: An einer weißen Wand hängen acht schmale längliche Holzkästen, die Regalen ähneln. In diesen asymmetrisch angeordneten Kästen befinden sich unterschiedlich lange schwarz-weiß bedruckte Leporellos.

Dayanita Singh

Go Away Closer

Die in Neu-Delhi lebende Künstlerin (*1961) versammelt in ihren mobilen „museum structures“ fotografische Sammlungen der vergangenen 30 Jahre aus ihrem Archiv.

Darin ordnet sie ihre Fotografien nach Themen und präsentiert sie in selbst entworfenen hölzernen Strukturen. Mit dieser retrospektiv angelegten Arbeit zieht die Künstlerin eine Art Resümee ihres bisherigen Schaffens.

Bekannt wurde Dayanita Singh, die sich selbst auch „Book Artist“ nennt, vor allem durch ihre sorgfältig gestalteten Künstlerbücher, die sie von Anbeginn als tragbare Museen betrachtete. Die neueste raumgreifende Präsentationsform der „Photo-Architectures“ ist eine konsequente Fortführung der Buchform. Die hölzernen, vielfach veränderbaren Archivstrukturen beinhalten 70 bis 140 Schwarzweißfotografien, die von der Künstlerin sorgfältig ediert und in Sequenzen zusammengestellt wurden und schier endlos immer wieder neu geordnet und ergänzt werden können.

Dayanita Singhs Bildwelt ist von einer Lebensform geprägt, in der klassische indische Gesellschafts- und Familientraditionen mit dem modernen Dasein aufeinanderstoßen. Die Balance von eindringlicher Empathie und Distanz kennzeichnet ihre technisch und handwerklich sehr genau gearbeiteten Fotografien, überwiegend in Schwarzweiß. Die Bilder transportieren soziale und wirtschaftliche Zusammenhänge ihres Heimatlandes Indien und finden einfache Übersetzungen für komplexe Konstellationen und Gefühlslagen. Wie in einem traumähnlichen Zustand verschmelzen in ihren fotografischen Essays unzählige Bilder ihrer indischen Vergangenheit mit ihren Wahrnehmungen der Gegenwart. Europäische Musik und Literatur fließen in ihre Arbeit ebenso ein wie die Menschen, Strukturen und Orte ihres Umfelds in Neu-Delhi. Die Melancholie des Weggehens anstelle des Verweilens zieht sich dabei wie eine Grundstimmung durch all ihre Bilder.

Die Besucher des MMK 3 sind eingeladen, sich einen individuellen Weg zu bahnen und eine ganz eigene Lesart beim Betrachten der Fotografien zu finden. Es gibt keine Reihenfolge oder museale Hierarchie im klassischen Sinne. Mit diesen Objekten erweitert Singh die Vorstellung vom Umgang mit Fotografie hin zum Skulpturalen und Architektonischen.

Ergänzt wird die Ausstellung durch das filmische Portrait „Mona and Myself“, das für den Deutschen Beitrag im Französischen Pavillon der 55. Biennale in Venedig entstanden ist und Singhs erstes filmisches Werk ist.

Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit der Hayward Gallery in London organisiert und wird im Anschluss an die Präsentation im MMK 3 im Multimedia Art Museum in Moskau gezeigt.

Publikation: Anlässlich der Ausstellung im MMK 3 publiziert Dayanita Singh ein neues Künstlerbuch unter dem Titel „Museum of Chance“ im Steidl Verlag, Göttingen. Die 88 Fotografien im Innenteil des leinengebundenen Buches erscheinen auch jeweils als Cover- und Rückseiten-Abbildungen, so dass es 88 verschiedene Versionen der Publikation gibt. Das englischsprachige Buch „Museum of Chance“ kostet 48 Euro und ist im MMK Shop erhältlich.

Ausstellung

27. September 2014 — 4. Januar 2015

ZOLLAMTMMK

Domstraße 3
60311 Frankfurt am Main


mmk@stadt-frankfurt.de
+49 69 212 30447