„Ich habe nichts zu sagen und das ist Politik.“ Gustav Metzger
Geflüchteter, Überlebender, Staatenloser, Tischler, Gärtner, Anarchist, Antiquar, Umweltaktivist, Intellektueller und Künstler. Gustav Metzger wurde 1926 in Nürnberg geboren. Eine seiner ersten Erinnerungen ist, wie seine Mutter ihn badet. Mit vier Jahren beobachtet er die Aufmärsche der Nationalsozialisten. Mit zwölf Jahren, im Januar 1939, kommt er mit einem der letzten jüdischen Kindertransporte in England an. Seine Eltern und ein Großteil der Familie werden von den Nationalsozialisten ermordet.
Schon früh mit der mörderischen Gewalt von Menschen konfrontiert, war es für Gustav Metzger existenziell, auf die konsequente Zerstörung der Natur aufmerksam zu machen und für deren Erhalt wie Respekt zu kämpfen. Inmitten des atomaren Wettrüstens schrieb er Manifeste zur Autodestruktiven Kunst – einer Kunst, die auf die eigene Zerstörung angelegt war – und wurde 1960 zusammen mit Bertrand Russell Gründungsmitglied des Committee of 100. Das Verfassen von Manifesten und Organisieren von Symposien, Aktionen im öffentlichen Raum und vor allem auch die Teilnahme an aktuellen Diskursen war für Metzger lebenslang von grundlegender Bedeutung. Die Unbegreiflichkeit von Gewalt, Geschichte und insbesondere des Holocausts findet in zahlreichen seiner Arbeiten ihre Form – für das Verstehen und gegen das Verdrängen und Vergessen.
Die Ausstellung Gustav Metzger im TOWERMMK ist die erste museale Retrospektive des Künstlers (1926–2017) in Deutschland und wird von Susanne Pfeffer und Julia Eichler kuratiert. Einige der gezeigten Arbeiten werden erstmals ausgestellt.
„In Nürnberg geboren, in London zu Hause, ist er vielleicht auch der wichtigste Künstler, den Deutschland nie hatte.“ Ben Lewis
Informationen in DGS
Gustav Metzger hat einmal gesagt:
Ich habe nichts zu sagen.
Und das ist Politik.
Gustav Metzger hatte verschiedene Berufe.
Er war Tischler.
Er war Gärtner.
Außerdem hat er alte Gegenstände gesammelt.
Und er hat sich für den Schutz der Natur eingesetzt.
Er war ein mutiger Denker.
Er hat öffentlich seine Meinung gesagt:
Auch wenn das für manche unbequem war.
Er war ein Künstler.
Gustav Metzger wurde 1926 in Nürnberg geboren.
Er hat den National-Sozialismus überlebt.
Das war in Deutschland die Zeit von 1933 bis 1945.
1933 übernahm Adolf Hitler mit seiner Partei die Macht.
Das war die National-Sozialistische Deutsche Arbeiter-Partei.
Die Abkürzung war NSDAP.
Die Mitglieder von der Partei und
ihre Anhänger und Anhängerinnen waren National-Sozialisten.
Es durfte keine anderen Parteien geben.
Die National-Sozialisten haben unter anderem diese Menschen
verfolgt und ermordet:
— Juden und Jüdinnen.
— Menschen, die gegen den National-Sozialismus waren.
— Homosexuelle Menschen.
— Menschen mit Behinderung.
— Menschen, die am Rand von der Gesellschaft gelebt haben.
Dazu gehörten damals unter anderem:
— Menschen ohne eigene Wohnung.
— Menschen, die gebettelt haben.
— Menschen, die alkoholkrank waren.
— Sinti und Roma.
Das ist eine Gemeinschaft.
Ihre Mitglieder leben seit vielen 100 Jahren in Europa.
Gustav Metzger musste Deutschland als Kind verlassen:
Weil er aus einer jüdischen Familie war.
Gustav Metzger war staaten-los.
Das bedeutet:
Man gehört nicht zu einem bestimmten Land.
Man hat keine Staats-Bürgerschaft.
Gustav Metzger durfte kein deutscher Staats-Bürger mehr sein:
Weil er Jude war.
Er gehörte nicht mehr zu Deutschland.
Er lebte später in England.
Dort ist er auch nach dem 2. Welt-Krieg geblieben.
Er wollte nicht mehr Bürger eines Staates sein.
Deshalb war er staaten-los.
Die erste Erinnerung von Gustav Metzger ist:
Er wird von seiner Mutter gebadet.
Mit 4 Jahren hat er die Märsche
von den National-Sozialisten gesehen.
Mit 12 Jahren hat er Deutschland verlassen.
Er war in einem der letzten Kinder-Transporte nach England.
Das waren Züge in andere Länder.
Darin waren jüdische Kinder.
Sie wurden vor den National-Sozialisten in Sicherheit gebracht.
Die Eltern und viele Familien-Mitglieder von Gustav Metzger haben
damals keine Erlaubnis bekommen, Deutschland zu verlassen.
Sie wurden von den National-Sozialisten ermordet.
Gustav Metzger hat schon als Kind Gewalt von Menschen erlebt.
Er wusste, was Gewalt bedeutet.
Wie sie zerstört und tötet.
Deshalb hat er sich gegen die Zerstörung
von der Natur durch die Menschen eingesetzt.
Er hat immer wieder darauf aufmerksam gemacht.
Das war für ihn wie ein Kampf um das Überleben.
Er hat sich für den Schutz von der Natur eingesetzt.
Und für den Respekt vor der Natur.
Nach dem 2. Welt-Krieg gab es einen Kalten Krieg.
Das ist ein Kampf ohne Schlacht.
Damals waren die Länder im Osten
und die Länder im Westen verfeindet.
Beide Seiten hatten Atom-Waffen.
Das sind Waffen, die Menschen
und Natur in kurzer Zeit zerstören können.
Damit haben sich die Länder im
Kalten Krieg auf einen möglichen Kampf vorbereitet.
Der Kalte Krieg begann nach dem 2. Welt-Krieg.
Er dauerte bis Anfang der 1990er-Jahre.
Mitten in dieser Zeit hat Gustav Metzger
eine neue Art von Kunst erfunden:
Kunst, die sich selbst zerstört.
Der Name dafür ist Autodestruktive Kunst.
Sein Leben lang hat Gustav Metzger politische Texte geschrieben.
Er hat politische Treffen und Aktionen an öffentlichen
Orten für alle gemacht.
Er hat seine Meinung zu aktuellen Themen gesagt.
Das war sehr wichtig für ihn.
In seinen Arbeiten geht es immer wieder darum:
Gewalt kann man nicht verstehen.
Die Gewalt gegen Juden und Jüdinnen und ihre Ermordung kann man schon gar nicht begreifen.
Gustav Metzger hat sich für gegenseitiges Verstehen eingesetzt.
Und gegen das Verdrängen und Vergessen.
Gustav Metzger hat von 1926 bis 2017 gelebt.
Diese Ausstellung ist in Deutschland der erste Rückblick auf seine künstlerische Arbeit.
Einige Kunst-Werke werden das erste Mal gezeigt.
Sie wurde von Susanne Pfeffer und Julia Eichler gemacht.
Ben Lewis ist ein Kunst-Kritiker aus Großbritannien.
Er hat einmal über Gustav Metzger gesagt:
Er wurde in Nürnberg geboren.
Er war in London zu Hause.
Er ist vielleicht der wichtigste Künstler,
den Deutschland niemals hatte.