„Aber weißt Du, was Herkunft ist?“, fragt Guy-Yanis seinen Freund David in der Arbeit Un film dramatique (2019) von Éric Baudelaire. Die beiden Schüler und Autoren des Filmprojekts diskutieren mit Vehemenz die Definition von nationaler Zugehörigkeit, Identität und Rassismus, öffnen schließlich den Eintrag zu „origine“ in Wikipedia. Bruce Nauman lässt in seinem Sprachspiel Good Boy Bad Boy (1985) eine Schauspielerin und einen Schauspieler synchron dieselben einfachen hundert Sätze sprechen. Mit jeder Wiederholung sprechen die beiden ihre Aussagen emotionaler und heftiger, wodurch die Synchronizität der Sprechenden wie die Verknüpfung von Wahrheit, Bedeutung und Affekt aus den Fugen gerät. Diesen normativen Raum der Kommunikation choreografiert Martine Syms in Borrowed Lady (2016) als ein Kaleidoskop von spezifischen und wiedererkennbaren Gesten und Ausdrücken von medial bekannten wie unbekannten afroamerikanischen Frauen. Hände, Mienenspiel, Wortwahl und Betonung formen ein politisches und kulturelles Vokabular, das Martine Syms räumlich in einen Dialog mit den Betrachter*innen setzt. Und während Horst Ademeit, Thomas Ruff und Jeff Wall in ihren Arbeiten minutiös Identifizierung und Beobachtung als Grundlagen von Überwachung untersuchen, verhandeln Marlene Dumas, Sammy Baloji, Thomas Bayrle und Tishan Hsu in ihren Arbeiten Religion und Ritual, Körpertechnologie und Geschlecht.
Die Ausstellung zeigt Werke aus der Sammlung des MMK von den frühen 1960er-Jahren bis zu zeitgenössischen und jüngst erworbenen Werken.
Der TOWER MMK wird ermöglicht durch:
Tishman Speyer
Gründungspartner:
Stefan Quandt, Ernst Max von Grunelius-Stiftung, Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, DekaBank Deutsche Girozentrale
Weitere Förderer:
MMK Stiftung, Freunde des MMK, New Contemporaries
Ausstellungsfilm