Bildbeschreibung: Auf dem Bildausschnitt sind sechs horizontal verlaufende, vertikal gerillte schwarze Flächen zu sehen. Sie werden von ebenfalls horizontal verlaufenden schwarzen Furchen unterteilt. Es handelt sich um eine Mikroskop-Aufnahme eines Schmetterlingsflügels. Bild: Precious Okoyomon, Earthseed, Foto: Robert Pickett.
Bildbeschreibung: Auf dem Bildausschnitt sind sechs horizontal verlaufende, vertikal gerillte schwarze Flächen zu sehen. Sie werden von ebenfalls horizontal verlaufenden schwarzen Furchen unterteilt. Es handelt sich um eine Mikroskop-Aufnahme eines Schmetterlingsflügels. Bild: Precious Okoyomon, Earthseed, Foto: Robert Pickett.

PRECIOUS OKOYOMON

Earthseed

1876 führte die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika die japanische Kletterpflanze Kudzu im Mississippigebiet ein. Infolge des massiven Baumwollanbaus schritt die Bodenerosion derart stark voran, dass dem Staat drohte, seine gesamten nutzbaren Böden zu verlieren. Bekannt für ihre rasante Vermehrung, wurde die Pflanze als Waffe eingesetzt, um den Boden wieder zu stärken. Kudzu, tausende Kilometer von ihrer Heimat Japan entfernt, mutierte zum monströsen, alles konsumierenden Etwas, was ihr den Beinamen „die Pflanze, die den Süden fraß“ einbrachte. Heute wird sie als Metapher für die Bedrohung durch invasive Arten verwendet. Ihre Geschichte als gescheitertes Heilmittel steht für den gewaltigen und weithin vergessenen Tribut, den das Ökosystem der Südstaaten für die Sklaverei zahlen musste. Die Geschichte der Pflanze ist in derselben Sprache geschrieben, die Menschen wie Natur zu Objekten macht und Ausschluss, Unterdrückung und Vereinzelung produziert. Bis heute bedeckt Kudzu weite Bodenflächen der Südstaaten: Würde man die Kudzupflanze entfernen, wäre bald wieder der alte Zustand der Erosion erreicht. Ihr Anbau ist jedoch unter Strafe gestellt.

Die Künstlerin und Lyrikerin Precious Okoyomon (* 1993) versetzt diesen transhistorischen Raum ins Museum. Der Ausstellungsraum wird zum Lebensraum für permanenten Wandel, in dem wesenhafte Subjekte eine neue Form finden. Die Ausstellung wurde nach der fiktionalen Religion „Earthseed“ benannt, die Octavia E. Butler für ihre Romane Parable of the Sower und Parable of the Talents erfand. Sie basiert auf der Annahme, dass der Samen der Erde überall ausgesät werden kann und aufgrund seiner Anpassungsfähigkeit überleben wird. Dieser Gedanke fordert uns dazu auf, eine Theologie der Veränderung, des Wandels und der Bewegung zu denken.

Precious Okoyomon: Reading to Plants

Jesse Darling, Rindon Johnson und Precious Okoyomon lesen in der Ausstellung Earthseed neue und eigens für die Ausstellung entstandene Gedichte.
Jesse Darling und Rindon Johnson haben von Berlin aus an der Veranstaltung teilgenommen.

Ausstellung

22. August — 1. November 2020

ZOLLAMTMMK

Domstraße 3
60311 Frankfurt am Main


mmk@stadt-frankfurt.de
+49 69 212 30447

Exhibition Views

Precious Okoyomon, Open circle Lived Relation (Detail); Resistance is an atmospheric condition, 2020, Foto: Diana Pfammatter
Precious Okoyomon, Angel of dreams; Resistance is an atmospheric condition, 2020, Foto: Diana Pfammatter
Precious Okoyomon, Angel of dreams (Detail), Foto: Diana Pfammatter
Precious Okoyomon, Angel of the sun; Resistance is an atmospheric condition, 2020, Foto: Axel Schneider
Precious Okoyomon, Resistance is an atmospheric condition, 2020 (Detail), Foto: Diana Pfammatter
Precious Okoyomon, Angel of the sun; Resistance is an atmospheric condition, 2020, Foto: Axel Schneider
Precious Okoyomon, Resistance is an atmospheric condition, 2020 (Detail), Foto: Diana Pfammatter
Precious Okoyomon, Angel of death; Resistance is an atmospheric condition, 2020, Foto: Axel Schneider
Precious Okoyomon, Angel of the earth; Resistance is an atmospheric condition, 2020, Foto: Axel Schneider
Precious Okoyomon, Angel of death; Angel of the void; Resistance is an atmospheric condition, 2020, Foto: Diana Pfammatter
Precious Okoyomon, Angel of the void; Resistance is an atmospheric condition, 2020, Foto: Axel Schneider
Precious Okoyomon, Angel of light; Angel of dreams; Resistance is an atmospheric condition, 2020, Foto: Diana Pfammatter
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